22.12.16

Morgenspaziergang



Gesundheit ist häufig ein von eigener Disziplin abhängender Zustand. Den formulierte die Weltgesundheitsorganisation so: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Weil in der letzten Zeit die soziale Komponente immer geringer wird (aufklaffende Schere zwischen arm und reich), gefällt mir die sehr menschliche Definition des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche besser: „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ Sie ist ähnlich der scherzhaften Deutung der heutigen Ärzte: „Es gibt keine gesunden Menschen. Die sich dafür halten, sind nur nicht richtig untersucht worden.“

Zum Thema dieses Post`s.
Nicht umsonst schlägt der Dr. von Hirschhausen vor, dass die Krankenkassen die Kosten für einen Hund in der Familie übernehmen. Denn unter anderen positiven Aspekten der Hundehaltung ist der „milde Zwang“ zur Bewegung mit dem Tier entweder zweimal  oder dreimal täglich immer da. Wenn sich Bello mit bittenden Augen vor dich setzt, eventuell auch noch winselt, weil er weder Kleckse noch Pfützen in die Wohnung platzieren will, wird jedes fühlende Herz weich.
Seit mehr als 20 Jahren habe ich deshalb die Aufgabe freiwillig übernommen, nun schon den dritten Hund in unserer Familie auszuführen. Mit dem sehr großen turkmenischen Wolfswürger (Alabai) wurden das einmal täglich bis zu 10 Kilometer Spazierweg. Wenn heute meine Frau mit dem Hund bei Freunden ist, gehe ich unsere Spazierstrecke von etwa drei Kilometern dennoch ab. Häufig wundern sich andere Hundehalter. Sie sind optisch nur an das Paar Herr-Hund gewöhnt. Wenn ich dann erkläre, dass ich mich der eigenen Gesundheit wegen bewege, wird das etwas skeptisch aufgefasst. Nur: es ist die Wahrheit. Denn das tut mir gut.
Die wenigsten Freunde und Bekannten erfassen aus dieser Tatsache, dass da nicht nur die reine physische Gesundheit hinter meiner Bemerkung steckt. Denn die wenigsten aus diesem Kreis haben sich leider nicht daran gewöhnt, alle Erscheinungen um sich herum zu beachten. Sie kennen die Worte des deutschen Humoristen und Zeichners Wilhelm Busch nicht: „Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ 

Als wir  heute in der Frühe mit Kai wieder zum verharschten Flussufer gingen, war wunderschönes leichtes Frostwetter. Der Himmel im Osten leicht rosa, wie immer vor Sonnenaufgang. Wie schon gestern ging ich auf „indianisch“, das bedeutet mit den Augen den Pfad abtastend. Denn der Weg war an einigen Stellen doch recht glatt. Dennoch hatte ich heute mehr Möglichkeit, die Umgebung zu beobachten. Weil der Weg ja gestern schon von uns – Herr und Hund – begangen worden war. Lediglich die Eisdecke auf dem Fluss war dicker geworden. Vom gegenüberliegenden Ufer waren laute Schläge zu hören – einer der unentwegten Eisbader schlug sich den Weg ins kühle Nass frei. Weil an der Stelle eine Eisentreppe eingelassen ist.
Mir gefallen diese Leute. Die nicht nur am „Tag der Wasserweihe“ durch einen höheren Priester einmal ins kalte Wasser gehen – sondern jene, die fast das ganze Jahr über Abhärtung betreiben. Natürlich sieht der Mann in bunter Badehose etwas eigenartig in der weißen Umgebung aus. Aber er nötigt mir Respekt ab. Ich ersetze das Baden, weil ich Kompressionsstrümpfe tragen muss, die sowohl schwer aus- als auch anzuziehen sind, durch Abhärtung unter der kalten Dusche. Dreifach von den Füßen auf den Strahl rund um den Körper aufwärts führen, danach gut abreiben. Seit ich das mache, bin ich nicht mehr erkältet gewesen.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger     





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