07.07.15

Lady Opera ...


Auch dieser Post erscheint verspätet. Die Gründe dafür sind unter einem anderen Post zu lesen:  http://erlebnis-leben.blogspot.com/2015/07/hindernisse.html . Dieser Post wurde schon am 07.07.2015 geschrieben. 

Der Morgen begann heute etwas früher. Um 5.50 Uhr war ich bereits angezogen und zum Gassi gehen bereit. Nicht, weil der Hund es eilig hatte. Sondern weil ich den Hauswartsleuten die leeren Bierflaschen aus zwei Sammelwochen in den Eingang stellen wollte. Sie sollten die mit abgeben können, damit ihre schmalen Einkünfte um einige Kopeken aufgebessert würden. Damit keiner der anderen „Interessenten“ dran kam. 
Der Kai war regelrecht träge. Weil ihn am Vorabend ein Schäferhund bei Freunden, der sich auf ungeklärte Weise aus seinem Zwinger befreit hatte, in Ausübung seiner Schutzfunktion gebissen hatte. Unsere Freundin, welche ungeschickt dazwischen gegangen war, hatte ihren Hund an den Hinterbeinen nicht fest genug halten können und hat nun blaue Flecken am linken Unterarm.

Als wir aus dem Vorflur kamen, öffnete sich die Tür gegenüber. Larissa, die hübsche junge Nachbarin, kam in Sportzeug heraus. Ob sie so zur Arbeit wolle, fragte ich. Sie wolle ein wenig laufen, erklärte sie. Um die Figur zu bewahren und lange gesund zu bleiben. Ich lobte sie – bekam das Kompliment zurück, dass ich ihr doch ein Beispiel gäbe. Freut doch ungemein – oder? 
Auf unserem Rückweg war auf der Allee der Sonnabendbasar schon in vollem Gange. Von einer Frau, welche ihre grünen Erbsenschoten mit den Worten: „Garantiert ungespritzt!“ anbot, kaufte ich für 25 Eurocent vier große Hände voll der süßen Leckerei. Von meiner Frau, welche ständig die trockenen Sonnenblumenkerne auspuhlt, bekomme ich die Frage gestellt, was ich denn an den grünen Erbsen so Besonderes finde. Sie sind regelrecht Leckerei aus unserer hungrigen Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg und dazu sehr gesund. 

Am Nachmittag las ich weiter in „Die deutsche Seele“ (ISBN 978-3-8135-0548-1). Um damit auch etwas für deren Gesundheit zu tun. Mit vielem in dem originellen, interessanten Buch kann ich mich anfreunden. Allerdings bin ich weit weg von den Vorstellungen, die darin zur Musik geäußert werden. 
Bayreuth mit dem „Ring der Nibelungen“ kann ich mir nie leisten. Deshalb werde ich wohl auch nie erfassen, was Richard Wagner sosehr von den anderen großen Komponisten unterscheidet. 
Aber dann sah und hörte ich am späten Nachmittag die „Lady Oper“ – die ukrainische Sängerin Olga Tschubarewa in einem glänzend besetzten Konzert. Erfreute mich an der schönen Frau und ihrer herrlichen Stimme und pfeife darauf, ob Richard Wagner mich und ähnlich von der gespielten Musik Begeisterte unter die Banausen gezählt hätte. 
Sah durch die Regie gut ins Bild hervorgehobene Musiker, die mit Elan ihre Arbeit taten und ab und an die Sängerin sowie auch die Tenöre mit aufmerksamem Blick „begleiteten“. 
Das Bild des Kesselpaukers ist mir fest in Erinnerung – voller Konzentration mit den Schlegeln vor den Pauken, um zur rechten Zeit und mit genau passendem Kraftaufwand dem Werk des Komponisten gerecht zu werden. 
Auch aus Hochachtung vor der Probendisziplin sowie der konzentrierten Anspannung in der konzertanten Aufführung bin ich nicht bereit, irgendwelche andere theoretische Gedanken gleichzeitig zu überlegen. 
Mir fiel mit der sich bei mir durch das Konzert einstellenden Stimmung Eichendorffs „Mondnacht“ ein – „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.“ Die Lande waren allerdings musikalisch meisterlich durchsetzt.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr 

Siegfried Newiger





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