25.10.14

Was anmacht...

Wenn Marc Aurel vor rund 1800 Jahren formuliert, dass die Art unserer Gedanken bestimmt, wie wir uns psychologisch fühlen, dann war der Kaiser und Philosoph in einer Person einem Gesundheitsgeheimnis auf die Spur gekommen. Es entspricht den klassischen Zen-Vorstellungen davon, dass ein jeder Tag ein guter Tag ist.  Wenn wir selbst ihn dazu machen. Das ist nicht besonders schwer. 

Am vergangenen Montag lief mir beim Abendspaziergang mit Hund ein Mann hinterher und, an meine Seite gelangt, redete er mich hochachtungsvoll mit "Vater" an (hier: batko). Er wisse, dass ich Deutscher sei und möchte mich um Hilfe bitten. Nach Deutschland eingeladen von Verwandten in Dortmund, habe er Probleme mit den erforderlichen Dokumenten. Ob ich ihm behilflich sein könne. Ich gab ihm meine Handynummer und versprach Hilfe. Kaum daheim, wurde ich von Igor angerufen. Er prüfte, ob er die Telefonnummer behalten habe. 
Am nächsten Morgen trafen wir uns vor dem Basar. Ich übergab ihm einen Zettel mit der Internet-Adresse der deutschen Konsular-Abteilung bei der Botschaft in Kiew. Dort hatte ich alles das in Ukrainisch gefunden, was ihm und seinem Sohn direkt weiterhelfen würde. Er war erfreut - so kam er an offizielle aktuelle Informationen. 

Am Stand unserer guten Bekannten Katja kamen wir anschließend mit ihr wie immer in eine nette Unterhaltung. Ich erwähnte, dass meine Natascha beim Blondieren ihres Haars sei - Vorbereitung auf die Deutschlandreise. Plötzlich begann Katja zu lachen. Ich war etwas erstaunt. 
Sie erzählte: "Mein Mann kam wie erwartet von einer Geschäftsreise zurück. Ich hatte meine Haare feuerrot gefärbt, ihm das aber nicht mitgeteilt. Er verspätete sich unverschuldet - ich legte mich schlafen. Er kam, wollte mich netterweise nicht wecken, bewegte sich also extrem leise. Als er zum Bett kam, sah er im schwachen Schein der Hoflampe nur meinen roten, ihm so ganz ungewohnten Wuschelkopf. Mit einem leisen Schrei rannte er zurück zu seinen Sachen. Er meinte, fälschlich in ein fremdes Schlafzimmer geraten zu sein. Wir haben, weil ich ja gleich munter wurde, anschließend noch herzlich gelacht." 
Ich lachte dank ihrem Talent zu sehr lebendiger Schilderung am Ende ebenfalls fröhlich. Sie wünschte uns Glück auf die Reise. 
Leider standen wir am Donnerstag trotz dieses netten Wunsches sieben Stunden vor unserem endgültigen Grenzübergang in der allgemeinen Fahrzeugschlange. Äußerst unangenehm. Aber dank meiner Neigung zur Beobachtung der Leute in der Situation nicht absolut langweilig für mich - ab und an sogar interessant. Allerdings schlug der leichte und dazu kalte Oktoberregen schon auf die Stimmung meiner Natascha durch. 
Weil mir bei der letzten Rückreise aus Berlin in Warschau mein Portemoney mit Personalpapieren darin gestohlen worden war, konnte ich sie als Chauffeur nicht ablösen. Sie hatte also rund zweitausend Kilometer mit dem PKW in zwei Tagen allein zu bewältigen. 
Erfreulich war um Mitternacht, dass wir in einem uns bekannten, preiswerten, sauberen und warmen Motel in Polen ein freies Zimmer fanden. 
Am späten Nachmittag des Freitags sahen wir dann vor der polnischen Grenze bei Görlitz die Aufforderung der motorisierten polnischen Grenzer zu einer Kontrolle an folgender Ausfahrt. Pässe mit deutschen Visa und Stempeln in Ordnung. Nur die Ausfahrt in unsere Richtung ließ sich lediglich bei Verletzung der Straßenverkehrsordnung packen. Wir riskierten - mit Erfolg. Sonst hätten wir einige Kilometer zurück fahren müssen. 
Als letztes zwischen Görlitz und Dresden ein "Himmelsereignis". Der Regen war vergangen, eine dünne Schichtwolkengruppe verdeckte hin und wieder die sinkende Sonne. In Abhängigkeit von unserer fast ständig wechselnden Fahrtrichtung im sächsisch-sorbischen Lausitzer Hügelland sahen wir an den Rändern einzelner Schichtwolken regelrecht Stücke von Regenbogen. Gewöhnt an geschlossene Bögen, machten diese "Farbstückchen" einen erfreulichen Eindruck aussergewöhnlicher Farbflecken am Abendhimmel. 
Wieder eine Woche mit vorwiegend meine Stimmung, genauer meine psychologische Gesundheit unterstützenden Ereignissen. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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