Dieser Titel wird einzelnen, vor allem pessimistischen Personen nicht so
gefallen. Denn vor jeder Heilung gab es ja die Krankheit mit allen ihren
unangenehmen Seiten. Aber ich habe Grund, über diese nicht von mir geprägte
Formulierung zu schreiben.
Gewöhnlich gehe ich alle Vierteljahre einmal zum
Zahnarzt. Vorsorge. Diesmal habe ich eine Unterlassung begangen. Das Resultat:
an zwei unteren vorderen Schneidezähnen Risse, die sich darunter als beginnende
Löcher erwiesen. Diagnose: Wurzelbehandlung erforderlich.
Nun etwas zu meiner
ukrainischen Zahnärztin. Einen Kopf kleiner als ich, fraulich-rundlich, Mutter
dreier Söhne. Sie hat ihnen allen vorgelebt, wie Arbeiten – allein oder in der
Familiengruppe – voran bringt. Ihr so ganz familiärer Erfolg: zwei Söhne
arbeiten als Zahnärzte direkt neben ihr, der dritte ist Zahntechniker wie sein
Vater.
Seit Mutter die Genehmigung bekam, eine eigene Praxis zu betreiben, hat
die Familie ein sehr gutes Einkommen. Respekt haben alle ihre vier Männer aber noch
immer vor der energischen und humorvollen, dazu auch noch mit etwa 60 Jahren recht
hübschen Dame. Ich merkte das, als während einzelner Behandlungsschritte an
meinen Zähnen die schon gestandenen Söhne sich mit der Bitte um Konsultation zur
eigenen Arbeit auf dem nahe gelegenen Sessel an Mutter wendeten.
Als ich nun nach
aktueller Diagnose genötigt war, doch ihre Dienste zu nutzen, geschah das, was
die Überschrift aussagt.
Die aufmerksamen Augen über dem Mundschutz, der kaum
merkliche Einstich der Betäubungsspritze – alles baute wieder das Vertrauen in
diese Ärztin auf. Dann die knappen Bewegungen, die sichere, ruhige und nur ganz
gering angenehm duftende Hand vor der Nase, die leisen Anweisungen für die
Assistentin – eine beruhigende, fast betörende Atmosphäre. Die schlanke
Assistentin mit der ungewöhnlichen Altstimme für ihren Körperbau – eben fast
völlige Harmonie.
Nur: diese Situation habe ich ähnlich vom Inhalt vor etwa
sechs Jahren in einem anderen Zusammenhang erlebt. Vor der dringend
erforderlichen Einpflanzung meines Herzschrittmachers
hat sich der operierende Oberarzt ausführlich mit mir unterhalten. Seine bereitwilligen
Antworten auf meine Fragen führten dazu, dass ich die gesamte Operation
einschließlich des Telefonats eines Assistenten an den Chefingenieur des
Herstellers zur Endabstimmung der Einstellwerte am erstmalig in der Klinik eingesetzten Typs von
Peacemaker als eine Teamleistung zur Aufbesserung meines eigenen Gesundheitszustandes
empfand.
Mit anderen Worten: ebenfalls als Genuss an der Heilung.
Erneut habe
ich in beiden Fällen bestätigt bekommen – dieses positive Gefühl, diese
aufbauende Stimmung trägt eindeutig dazu bei, dass die ärztlichen Bemühungen
durch mich (oder auch durch beliebige Patienten) wirkungsvoller gemacht werden.
Sich im Ergebnis der noch positivere „Genuss der Heilung“ einstellt.
Seien Sie
bitte optimistisch!
Und bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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