18.01.14

Glücksucher


          Es gibt drei Zitate, die diesen Post einleiten sollen. Von Joseph Joubert stammt:“ Heiter muss man die Gebrechen hinnehmen, die der Himmel schickt oder die Zeit herbeiführt.“ Diese Haltung setzt schon eine Menge Lebenserfahrung und damit die Bekanntschaft mit einigen Krankheitsfällen voraus.
           Damit es nicht zu Erkrankungen kommt, rät Thomas von Aquin (vor rund 750 Jahren) zu einem sehr einfachen Rezept der Vorbeugung: „Gesundheit gedeiht mit der Freude am Leben.“
            Als letztes meint Thomas Sydenham: „Die Ankunft eines guten Clowns ist für eine ganze Stadt heilsamer, als die Ankunft von 30 mit Medikamenten beladenen Eseln.“

          Was haben die drei nun mit dem Thema zu tun?
         Ich sah eine Fernsehsendung, in welcher die Hauptaussage war: „Alle Lebewesen sind Glücksuchermaschinen.“ Das hat mich ein wenig geärgert. Gern bin ich ein Glücksucher – aber deshalb gleich eine Maschine? Mechanisch, seelenlos? Da konnte auch nicht die medizinisch beweiskräftig und werbewirksam hervorragend gestaltete Fülle von Texten und Bildern abmildern. Ich blieb verärgert. Bis ich an den Doktor von Hirschhausen dachte mit seiner Empfehlung: „Muss ich mich darüber ärgern? Wenn nicht, sollte ich das lassen und mich lieber des Lebens freuen!“ Das ist Thomas von Aquin in bester Gesellschaft!

          Zurück zur Sendung. In ihr wurde nachgewiesen, dass Regenwürmer Glückshormone erzeugen, wenn sie sich ungehindert und schmerzfrei bewegen können. Höhere Lebewesen – unsere Kinder und Tierjunge zum Beispiel – fühlen sich wohl, wenn sie spielen, rennen, lärmen, aktiv sein können. Deshalb sind viele unter den Menschenkindern in der Stillsitzschule absolut unglücklich. Oder dort, wo „Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr! Nicht lärmen!“ ihnen diese Lebenstätigkeiten verbieten…
        Erst mit der Zeit werden viele unter uns faul, träge und empfinden nicht mehr das Glück, gesund, beweglich und offen für Eindrücke aus unserer Umwelt zu sein.
          Was außer uns allein hindert uns daran, nach der Arbeit oder auch so einmal täglich uns aktiv zu erholen? Spazieren zu gehen, Kind oder Enkel mitzunehmen? Unsere Umwelt zu beobachten – Menschen, Tiere, Pflanzen? Besonderes zu sehen, zu hören, zu erleben, weil wir bewusst „tägliches Besonderes in Kleinpackung“ wollen?
           Weshalb sind denn die Erwartungen vieler Menschen beim „Glück“ immer mit großen Mengen und langen Zeiträumen verbunden? Das ist doch unsinnig – nach meiner Auffassung. Mit dieser meiner Meinung bin ich mit Johann Wolfgang von Goethe einig: „Willst du dich am Ganzen erquicken, so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.“

         Als wir heute Morgen als erstes die junge Natascha mit ihrer wunderhübschen, preisgekrönten Golden Retriever-Hündin trafen, gab es ein erstes Glücksmoment. Die schmucke Hundedame erkannte mich von weitem und kam zu mir gelaufen, um sich zutraulich an mich zu lehnen und sich kraulen zu lassen. Rüde Kai war schon um die Ecke verschwunden und auch später nicht zu sehen. Offensichtlich gab es da die Duftspur einer läufigen Hündin, der er folgte.
         So musste ich auf der Holzbrücke etwa 15 Minuten warten, bis er aus Richtung Siedlung angaloppiert kam, wo er sicher versucht hatte, auf den Hof mit der Laikadame Jutta zu kommen. Wir gingen unsere 3 Kilometer.
         Unterwegs startete aus einer kleinen Bucht ein Stockentenpärchen. Die Tiere hatten sich Mitte November zum Schoof zusammmengerottet. Um bei zu erwartendem Frost gemeinsam eine Futterstelle an einem günstigen Flussabschnitt schwimmend frei zu halten. Jedoch  verführt sie die ungewöhnlich warme Witterung dieses Januars, sich erneut in Brutpaaren selbständig zu machen. Außerdem schwamm ruhig und gelassen in der Flussmitte ein weißer Höckerschwan. Erstaunlich, dass er alleine war. Eine außergewöhnliche Bereicherung des Landschaftsbildes. 
          Hund Kai büxte auf dem Rückweg wieder aus. Erneut zu seinem Hundeschwarm Jutta. Weil ich ihn diesmal verfolgte, war ich am Ende 5 km spazieren gegangen. Dass ich das konnte, war gut – der vom Hund verursachte Sturz mit seinen Folgen zu meiner Freude überwunden.
      Unterwegs traf ich den mir bekannten, sehr schmucken und ungewöhnlich großen Malamut-Rüden, gewissermaßen mit der angeleinten und fast geschleppten Herrin. Nur: er gehorcht ihr aufs Wort. Wie sich das für gut erzogene Hunde gehört. Das Tier kam, ganz gegen seine Gewohnheit, dicht an mich heran, schnupperte und legte sich mit seinem weichen Fell sowie mit beachtlicher Masse an meine Oberschenkel. Er ahnte mit seinem Geruchssinn die Hera. Deshalb  ließ er sich auch kräftig streicheln, ja zausen.
         
        Wir kamen mit der Herrin ins Gespräch, als ich mich für das Vergnügen bedankte, das mir ihr Hund bereitet hatte. Unsere Auffassung: wer bereit ist, mit offenen Augen so auf die Welt zu schauen wie Goethe, die oder der haben täglich zum Abend viel von den Glückspartikelchen aufgesammelt. 

       Als ich am heutigen Nachmittag beim Kiosk vorbeiging, in dem unsere Bekannte Olga Verkäuferin ist, rief sie mich an. „Wo sind sie denn abgeblieben, ich habe mit ihnen schon zwei Tage nicht geschwatzt?“ Siehe da - ein anderer Mensch hat mich ein wenig vermisst – wie angenehm…
          Soeben habe ich ein Dankeschön dafür bekommen, dass ich meiner Frau entgegen ging, um ihr die Einkaufstaschen abzunehmen und heimzutragen. Das sorgt für Harmonie in der Wohnung.
       So setzen sich Zufriedenheit und Glück zusammen!

      Versuchen Sie bitte einmal, diese Sichtweise zu übernehmen, wenn Sie es noch nicht gewöhnt sind. Es ist wohltuende, vorbeugende psychologische Gesundheitspflege. Dazu noch absolut kostenlos... 

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






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