08.12.13

Fischölkapseln erste Wahl?

        Meine Natascha ist hilfsbereit. Deshalb bat eine ukrainische Bekannte sie, aus Berlin zwei Packungen mit Kapseln voll Fischölextrakt mitzubringen. Wegen der vorbeugenden Einnahme von Omega-3-Fettsäuren. Und um sicher zu sein, dass jene Kapseln nicht „im Keller der Schule Nr. 19“ produziert worden waren, wie man hier zu Waren sagt, die Fälschungen sind. 
           Ich hatte nicht darauf geachtet, was meine Gute bei Rossmann in den Korb legte. Sonst hätte ich etwa anders reagiert. Allerdings musste ich meiner Frau dennoch Vortrag halten. Die Einnahme von Fischöl-Kapseln ist allgemein nicht so effektiv wie behauptet und finanziell für Bürger der Ukraine auch noch besonders uneffektiv. 
           Dazu einige Tatsachen. 
    Als erstes: was bewirken Omega-3-Fettsäuren? Sie verbessern die Fließfähigkeit unseres Blutes. Deshalb sind sie vor allem auch in vielen Seefischen enthalten, welche bei den relativ niedrigen Temperaturen in den Weltmeeren normal leben sollen. Nun kommt noch etwas anderes dazu. Wir sollten – nach vielen Quellen – eine ausgewogene Menge an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu uns nehmen. Das Verhältnis dieser Säuren zueinander ist vor allem in Leinöl besonders gut. Allerdings wird Leinöl nach dem Öffnen der Flasche relativ rasch bitter. Deshalb ist es zu empfehlen, täglich einen guten halben Teelöffel voll zerschroteten Leinsamen zu essen. In dem sind die täglich empfohlenen Mengen an ungesättigten Fettsäuren enthalten. 
          Der Leinsamen ist außerdem geschmacksneutral und lässt sich lange aufbewahren. Weil die Wirkstoffe in natürlicher Verpackung in der luftdichten Samenkapsel sind. 
          Nun zur sehr erstaunlichen finanziellen Komponente. In der Packung für 9,99 € befinden sich 90 Kapseln. Jede kostet also 11 €Cent. Zum gegenwärtigen Kurs sind das 1,27 Hrywna. Aus einem Kilogramm Leinsamen aber lassen sich mindestens 500–700 Portionen mit den erwarteten Inhalten gewinnen. Rechnen wir mit 500. In Deutschland kostet ein Kilogramm Leinsamen bester Qualität rund 8 Euro. Ein halber Teelöffel voll also 1,6 €Cent – das sind rund 7 % des Preises einer Kapsel. In der Ukraine ist das ähnlich. Ein Kilogramm Leinsamen kostet maximal 90 Hrywna. Die daraus gewonnenen Einzelportionen kosten also 18 Kopeken – das sind ebenfalls etwa 7 % des Preises einer Kapsel. 
            Wenn wir aber wissen, dass der Verdienst der meisten Ukrainer gerade so zum Überleben reicht, kann ihnen nur die wirtschaftlich viel vernünftigere und medizinisch gleichwertige Variante Leinsamen empfohlen werden. 
           Meine Ehehälfte war von meinen Beweisen überrascht. Warum ich sie mit dem allen denn nicht bekannt gemacht hätte? Da holte ich das Glas mit den Leinsamen vor und zeigte, dass diese dank meiner eigenen Verzehrgewohnheiten schon deutlich weniger geworden sind. Denn ich verbrauche sie fast täglich. Weil Natascha aber anders isst und das auch zu anderen Zeiten, hat sie – aus Faulheit – die Informationen nur „mit halbem Ohr“ aufgefasst und nicht gespeichert. Denn ich hatte ihr alles erzählt, als ich die Leinsamen aus Deutschland mitgebracht hatte. Weil die nicht zu den kleinen üblichen Geschenken gehörten.

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger







    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen