Meine
Natascha ist hilfsbereit. Deshalb bat eine ukrainische Bekannte sie, aus Berlin zwei Packungen
mit Kapseln voll Fischölextrakt mitzubringen. Wegen der vorbeugenden Einnahme
von Omega-3-Fettsäuren. Und um sicher zu sein, dass jene Kapseln nicht „im
Keller der Schule Nr. 19“ produziert worden waren, wie man hier zu Waren sagt, die
Fälschungen sind.
Ich hatte nicht darauf geachtet, was meine Gute bei Rossmann
in den Korb legte. Sonst hätte ich etwa anders reagiert. Allerdings musste ich
meiner Frau dennoch Vortrag halten. Die Einnahme von Fischöl-Kapseln ist allgemein
nicht so effektiv wie behauptet und finanziell für Bürger der Ukraine auch noch
besonders uneffektiv.
Dazu einige Tatsachen.
Als erstes: was bewirken
Omega-3-Fettsäuren? Sie verbessern die Fließfähigkeit unseres Blutes. Deshalb sind
sie vor allem auch in vielen Seefischen enthalten, welche bei den relativ
niedrigen Temperaturen in den Weltmeeren normal leben sollen. Nun kommt noch
etwas anderes dazu. Wir sollten – nach vielen Quellen – eine ausgewogene Menge
an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu uns nehmen. Das Verhältnis dieser Säuren
zueinander ist vor allem in Leinöl besonders gut. Allerdings wird Leinöl nach
dem Öffnen der Flasche relativ rasch bitter. Deshalb ist es zu empfehlen,
täglich einen guten halben Teelöffel voll zerschroteten Leinsamen zu essen. In dem
sind die täglich empfohlenen Mengen an ungesättigten Fettsäuren enthalten.
Der Leinsamen ist
außerdem geschmacksneutral und lässt sich lange aufbewahren. Weil die
Wirkstoffe in natürlicher Verpackung in der luftdichten Samenkapsel sind.
Nun zur
sehr erstaunlichen finanziellen Komponente. In der Packung für 9,99 € befinden
sich 90 Kapseln. Jede kostet also 11 €Cent. Zum gegenwärtigen Kurs sind das 1,27
Hrywna. Aus einem Kilogramm Leinsamen aber lassen sich mindestens 500–700 Portionen
mit den erwarteten Inhalten gewinnen. Rechnen wir mit 500. In Deutschland
kostet ein Kilogramm Leinsamen bester Qualität rund 8 Euro. Ein halber Teelöffel
voll also 1,6 €Cent – das sind rund 7 % des Preises einer Kapsel. In der
Ukraine ist das ähnlich. Ein Kilogramm Leinsamen kostet maximal 90 Hrywna. Die daraus
gewonnenen Einzelportionen kosten also 18 Kopeken – das sind ebenfalls etwa 7 %
des Preises einer Kapsel.
Wenn wir aber wissen, dass der Verdienst der meisten
Ukrainer gerade so zum Überleben reicht, kann ihnen nur die wirtschaftlich viel
vernünftigere und medizinisch gleichwertige Variante Leinsamen empfohlen werden.
Meine Ehehälfte war von
meinen Beweisen überrascht. Warum ich sie mit dem allen denn nicht bekannt gemacht
hätte? Da holte ich das Glas mit den Leinsamen vor und zeigte, dass diese dank
meiner eigenen Verzehrgewohnheiten schon deutlich weniger geworden sind. Denn ich
verbrauche sie fast täglich. Weil Natascha aber anders isst und das auch zu
anderen Zeiten, hat sie – aus Faulheit – die Informationen nur „mit halbem Ohr“
aufgefasst und nicht gespeichert. Denn ich hatte ihr alles erzählt, als ich die
Leinsamen aus Deutschland mitgebracht hatte. Weil die nicht zu den kleinen üblichen Geschenken gehörten.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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