Vor einigen
Jahren erschien in „Arbeiten des Kalifornischen Instituts für Gesundheit der
Gesellschaft“ (Ausgabe LXVII, 1998) ein Artikel von Professor Jurij
Jakowlewitsch Losowskij, der unter seinen Kollegen heiße Debatten und sogar
Streit hervorrief. Es ging darin um Gründe für die Alterung des menschlichen
Organismus.
Der Herr Losowskij, ein russischer Emigrant, war kurz darauf in
Großbritannien, um auf dem Kongress „Kulturelle Traditionen und menschliche
Gesundheit an der Jahrtausendwende“ einen Vortrag zu halten. Dort gab er dem
russischen Reporter Alexander Gorbowskij von der Zeitschrift „Ogonjok“
(Lagerfeuerchen) ein Interwiev.
Sachlich gesehen sind beide Herren die Autoren
dieses Post´s, denn die Informationen stammen von ihnen. Ich habe sie genutzt,
weil das Thema mir schon in anderer Lesart vorgekommen ist.
Prof. Losowskij
erinnerte unter anderem daran, dass bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ein
Institut für Gerontologie (Alterungswissenschaft) bestand, dessen Ergebnisse in
der Presse veröffentlicht wurden – darunter auch im „Ogonjok“. Populärwissenschaftliche
Filme wurden gedreht. Jedoch waren – aus heutiger Sicht – die Schlussfolgerungen
recht oberflächlich. Kurz gesagt: kaukasische oder sibirische Langlebige leben
deshalb so lange, weil sie viel körperliche Arbeit verrichten, sich vernünftig
ernähren, ihr emotionales Leben sehr ausgeglichen ist. Also wenig von dem, was
in der Stadt „Stress“ heißt. Die Forscher versuchten, bei den untersuchten Bevölkerungsgruppen
mit hohem Lebensalter etwas allen Gemeinsames, sie alle Verbindendes zu finden – aber
Fehlanzeige.
Um es zu verdeutlichen: einige der Befragten waren Vegetarier, andere aßen fast
nur Fleisch, unter ihnen waren starke Raucher ebenso wie absolute Nichtraucher;
wenn einige Wein tranken, waren andere strikte Antialkoholiker. Dazu kamen
langzeitig Verheiratete und solche, die noch im vorgerückten Alter junge Frauen
heirateten, aber ebenfalls überzeugte Asketen. Wenn dann noch die klimatischen
Unterschiede dazu kamen, soziale, religiöse und ethnische Besonderheiten – dann
konnte von keinem Merkmal die Rede sein, welches man allen hätte voranstellen
können.
Das ging so bis zu dem Augenblick, als Losowskij auf ein Kennzeichen
aufmerksam wurde, das mehr oder weniger allen Langlebigen doch eigen war. Hier
werden alle westeuropäischen Leser sehr verwundert sein, ja gar
zurückschrecken. Denn Prof. Losowskij entdeckte, dass alle über 100 Jahre und
weit darüber alten Personen – gelinde gesagt – die traditionellen Normen der
westeuropäischen Hygiene nicht streng beachteten. Sie wuschen sich seltener,
und dann auch gewöhnlich ohne Seife. Erklärbar damit, dass ihre Heimatdörfer
weit von der allgemeinen Zivilisation entfernt lagen – die Reinigungsmittel dort gewöhnlich Mangelware waren.
Die Forscher haben dieser Besonderheit erst keine
Bedeutung beigemessen. Nach dem Prinzip: es ist klar, dass die Städter unter
ihren Lebensbedingungen sich häufiger waschen – daran sind die Bewohner eines
Hochlandauls eben nicht gewöhnt…
Dann aber haben Prof. Losowskij und seine
Kollegen überlegt. Der Grund: irgendjemand unter ihnen erinnerte sich an die
Ereignisse der Jahre um 1930, als die sehr stark diskutierte Geschichte
passierte. Die Sowjetmacht war damals endlich bis in die Randgebiete des Riesenlandes
durchgedrungen. Junge Leute, vor allem Lehrer und Jugendfunktionäre,
propagierten sehr eifrig die Traditionen "gesunden städtischen Lebens" – darunter
vor allem die täglicher persönlicher Hygiene. Unter den Ewenken, Tschuktschen,
Nenzen, welche man fast mit Gewalt zwang sich mit Seife zu waschen, begann ein
Aufsehen erregendes Sterben, eine echte demografische Katastrophe.
Die Ärzte,
welche diese Erscheinung beobachteten, hoben erst einmal die Arme – haben dann aber
rasch festgestellt, dass die Seife jene natürliche Fettschicht zerstört, welche
bis dahin die Haut der Ureinwohner immer schützte – so wurde sie schutzlos
gegenüber Mikroorganismen.
Aus diesen Schlussfolgerungen ergaben sich für Prof.
Losowskij Ansätze einer Arbeitshypothese, welche er seither verfolgt. Dazu mehr im
folgenden Post.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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