30.09.13

Dusch dich kaputt...

     Vor einigen Jahren erschien in „Arbeiten des Kalifornischen Instituts für Gesundheit der Gesellschaft“ (Ausgabe LXVII, 1998) ein Artikel von Professor Jurij Jakowlewitsch Losowskij, der unter seinen Kollegen heiße Debatten und sogar Streit hervorrief. Es ging darin um Gründe für die Alterung des menschlichen Organismus. 
             Der Herr Losowskij, ein russischer Emigrant, war kurz darauf in Großbritannien, um auf dem Kongress „Kulturelle Traditionen und menschliche Gesundheit an der Jahrtausendwende“ einen Vortrag zu halten. Dort gab er dem russischen Reporter Alexander Gorbowskij von der Zeitschrift „Ogonjok“ (Lagerfeuerchen) ein Interwiev. 
           Sachlich gesehen sind beide Herren die Autoren dieses Post´s, denn die Informationen stammen von ihnen. Ich habe sie genutzt, weil das Thema mir schon in anderer Lesart vorgekommen ist. 
           Prof. Losowskij erinnerte unter anderem daran, dass bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ein Institut für Gerontologie (Alterungswissenschaft) bestand, dessen Ergebnisse in der Presse veröffentlicht wurden – darunter auch im „Ogonjok“. Populärwissenschaftliche Filme wurden gedreht. Jedoch waren – aus heutiger Sicht – die Schlussfolgerungen recht oberflächlich. Kurz gesagt: kaukasische oder sibirische Langlebige leben deshalb so lange, weil sie viel körperliche Arbeit verrichten, sich vernünftig ernähren, ihr emotionales Leben sehr ausgeglichen ist. Also wenig von dem, was in der Stadt „Stress“ heißt. Die Forscher versuchten, bei den untersuchten Bevölkerungsgruppen mit hohem Lebensalter etwas allen Gemeinsames, sie alle Verbindendes zu finden – aber Fehlanzeige. 
         Um es zu verdeutlichen: einige der Befragten waren Vegetarier, andere aßen fast nur Fleisch, unter ihnen waren starke Raucher ebenso wie absolute Nichtraucher; wenn einige Wein tranken, waren andere strikte Antialkoholiker. Dazu kamen langzeitig Verheiratete und solche, die noch im vorgerückten Alter junge Frauen heirateten, aber ebenfalls überzeugte Asketen. Wenn dann noch die klimatischen Unterschiede dazu kamen, soziale, religiöse und ethnische Besonderheiten – dann konnte von keinem Merkmal die Rede sein, welches man allen hätte voranstellen können. 
           Das ging so bis zu dem Augenblick, als Losowskij auf ein Kennzeichen aufmerksam wurde, das mehr oder weniger allen Langlebigen doch eigen war. Hier werden alle westeuropäischen Leser sehr verwundert sein, ja gar zurückschrecken. Denn Prof. Losowskij entdeckte, dass alle über 100 Jahre und weit darüber alten Personen – gelinde gesagt – die traditionellen Normen der westeuropäischen Hygiene nicht streng beachteten. Sie wuschen sich seltener, und dann auch gewöhnlich ohne Seife. Erklärbar damit, dass ihre Heimatdörfer weit von der allgemeinen Zivilisation entfernt lagen – die Reinigungsmittel dort gewöhnlich Mangelware waren. 
      Die Forscher haben dieser Besonderheit erst keine Bedeutung beigemessen. Nach dem Prinzip: es ist klar, dass die Städter unter ihren Lebensbedingungen sich häufiger waschen – daran sind die Bewohner eines Hochlandauls eben nicht gewöhnt… 

           Dann aber haben Prof. Losowskij und seine Kollegen überlegt. Der Grund: irgendjemand unter ihnen erinnerte sich an die Ereignisse der Jahre um 1930, als die sehr stark diskutierte Geschichte passierte. Die Sowjetmacht war damals endlich bis in die Randgebiete des Riesenlandes durchgedrungen. Junge Leute, vor allem Lehrer und Jugendfunktionäre, propagierten sehr eifrig die Traditionen "gesunden städtischen Lebens" – darunter vor allem die täglicher persönlicher Hygiene. Unter den Ewenken, Tschuktschen, Nenzen, welche man fast mit Gewalt zwang sich mit Seife zu waschen, begann ein Aufsehen erregendes Sterben, eine echte demografische Katastrophe. 
         Die Ärzte, welche diese Erscheinung beobachteten, hoben erst einmal die Arme – haben dann aber rasch festgestellt, dass die Seife jene natürliche Fettschicht zerstört, welche bis dahin die Haut der Ureinwohner immer schützte – so wurde sie schutzlos gegenüber Mikroorganismen.

      Aus diesen Schlussfolgerungen ergaben sich für Prof. Losowskij Ansätze einer Arbeitshypothese, welche er seither verfolgt. Dazu mehr im folgenden Post. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen