16.09.13

BMI ade?

           Wieder sind es amerikanische Wissenschaftler, welche Grund haben, sich mit den damit verbundenen gesundheitlichen Erscheinungen der Verfettung ihrer ganzen Nation zu beschäftigen. 
       Die dabei unter anderem auch auf andere Weise versuchen, die natürlichen Parameter lebendiger Menschen in das Prokrustesbett der Mathematik zu zwängen. 
        Denn da gibt es den auch in aller Welt bekannten Massenindex für menschliche Körper – BMI (Body-Mass-Index). Im Jahre 1832 von Adolphe Quetelet entwickelt. Er ist das Verhältnis der Körpermasse zum Quadrat der Körperhöhe. Allerdings ist er ein sehr grober Richtwert – es sind sehr viele individuelle Eigenheiten, die durch ihn nicht berücksichtigt werden können. 
          Deshalb haben die genannten Wissenschaftler versucht, die 180 Jahre mit Vorsicht genutzte Formel durch eine andere zu ersetzen, welche Taillenumfag und Körpergröße ins Verhältnis setzt. Oder den BMI zumindest anders zu interpretieren. In der Fachzeitschrift „Science“ wird durch Spezialisten kritisiert, dass diese einfache Formel beispielsweise nicht berücksichtigt, dass Fettpolster an den Oberschenkeln weniger negativen Einfluss auf die Gesundheit haben als solche am und im Bauchraum. 
        Die forschenden Mediziner Rexford Ahima und Mitchell Lazar fordern, die Methoden zur Beurteilung des Stoffwechsels einer Person zu verfeinern, um ihn als gesund oder ungesund einschätzen zu können. Während 10 % der nach BMI übergewichtigen Amerikaner einen gesunden Stoffwechsel besitzen, ist der bei 8 % der Normalgewichtigen ungesund. Nach ihrer Meinung ist fraglich, ob Übergewicht nach BMI wirklich signifikant die Sterblichkeitsrate erhöht. Übergewicht ist zwar begünstigend für Entstehung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, aber nach Übersichtsstudien soll ein „kleiner Rettungsring“ sogar lebensverlängernd wirken. 
     Eine regelrechte Mega-Analyse der Epidemiologin Katherine Flegal (Daten von rund 3 Millionen Menschen wurden verarbeitet) erbrachte, dass Personen mit einem BMI zwischen 25 und 30 – also Übergewicht nach gültig erklärter Tabelle – ein niedrigeres Sterberisiko haben als sogenannte „Normalgewichtige“. 
        Da bin ich mit meinem eben errechneten BDI von 27 und meinem von mir so bezeichneten „Wohlfühlgewicht“ wohl auf der sicheren Seite. 
        Erst bei einem BMI über 30 steigen nach Flegal die bekannten Risiken signifikant an. 
         Es bleiben also aus den hier erwähnten Arbeiten zwei Schlussfolgerungen: nicht jedes Übergewicht ist auch gesundheitsschädlich. Zum anderen etwas zu entwickeln, das Ahima und Lazar so formulieren: „Wir brauchen dringend akkurate, praktikable und kostengünstige Methoden, um die Gesundheitsrisiken von Übergewicht beurteilen zu können.“ 
           Daraus lässt sich auch schließen: nicht jeder/m Dicken ist Abnehmen um jeden Preis anzuraten. Vor allem dann, wenn die empfohlenen Methoden etwas sehr „gewalttätig“ sind. Und auch, wenn die Personen einen BMI weit über 30 haben, aber absolut nicht wollen. Denn dann ist nicht auszuschließen, dass sie sich – noch – wohl fühlen in ihrer überdehnten Haut. Und bereit sind, bewusst mit ihren Risiken zu leben. 
     Auch damit, dass sie mit dem Lebensalter wegen abnehmender Kräfte immer unbeweglicher werden. Das aber ist schon ein anderes Thema. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger 





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