Wieder sind
es amerikanische Wissenschaftler, welche Grund haben, sich mit den damit
verbundenen gesundheitlichen Erscheinungen der Verfettung ihrer ganzen Nation
zu beschäftigen.
Die dabei unter anderem auch auf andere Weise versuchen, die natürlichen
Parameter lebendiger Menschen in das Prokrustesbett der Mathematik zu zwängen.
Denn da
gibt es den auch in aller Welt bekannten Massenindex für menschliche Körper –
BMI (Body-Mass-Index). Im Jahre 1832 von Adolphe Quetelet entwickelt. Er ist
das Verhältnis der Körpermasse zum Quadrat der Körperhöhe. Allerdings ist er
ein sehr grober Richtwert – es sind sehr viele individuelle Eigenheiten, die durch
ihn nicht berücksichtigt werden können.
Deshalb haben die genannten
Wissenschaftler versucht, die 180 Jahre mit Vorsicht genutzte Formel durch eine
andere zu ersetzen, welche Taillenumfag und Körpergröße ins Verhältnis setzt. Oder
den BMI zumindest anders zu interpretieren. In der Fachzeitschrift „Science“
wird durch Spezialisten kritisiert, dass diese einfache Formel beispielsweise
nicht berücksichtigt, dass Fettpolster an den Oberschenkeln weniger negativen
Einfluss auf die Gesundheit haben als solche am und im Bauchraum.
Die forschenden
Mediziner Rexford Ahima und Mitchell Lazar fordern, die Methoden zur
Beurteilung des Stoffwechsels einer Person zu verfeinern, um ihn als gesund
oder ungesund einschätzen zu können. Während 10 % der nach BMI übergewichtigen
Amerikaner einen gesunden Stoffwechsel besitzen, ist der bei 8 % der
Normalgewichtigen ungesund. Nach ihrer Meinung ist fraglich, ob Übergewicht nach
BMI wirklich signifikant die Sterblichkeitsrate erhöht. Übergewicht ist zwar
begünstigend für Entstehung von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Krebs, aber nach Übersichtsstudien soll ein „kleiner Rettungsring“ sogar
lebensverlängernd wirken.
Eine regelrechte Mega-Analyse der Epidemiologin Katherine
Flegal (Daten von rund 3 Millionen Menschen wurden verarbeitet) erbrachte, dass
Personen mit einem BMI zwischen 25 und 30 – also Übergewicht nach gültig
erklärter Tabelle – ein niedrigeres Sterberisiko haben als sogenannte „Normalgewichtige“.
Da bin ich mit meinem eben errechneten BDI von 27 und meinem von mir so
bezeichneten „Wohlfühlgewicht“ wohl auf der sicheren Seite.
Erst bei einem BMI
über 30 steigen nach Flegal die bekannten Risiken signifikant an.
Es bleiben
also aus den hier erwähnten Arbeiten zwei Schlussfolgerungen: nicht jedes
Übergewicht ist auch gesundheitsschädlich. Zum anderen etwas zu entwickeln, das Ahima
und Lazar so formulieren: „Wir brauchen dringend akkurate, praktikable und
kostengünstige Methoden, um die Gesundheitsrisiken von Übergewicht beurteilen
zu können.“
Daraus lässt sich auch schließen: nicht jeder/m Dicken ist Abnehmen
um jeden Preis anzuraten. Vor allem dann, wenn die empfohlenen Methoden etwas
sehr „gewalttätig“ sind. Und auch, wenn die Personen einen BMI weit über 30
haben, aber absolut nicht wollen. Denn dann ist nicht auszuschließen, dass sie
sich – noch – wohl fühlen in ihrer überdehnten Haut. Und bereit sind, bewusst
mit ihren Risiken zu leben.
Auch damit, dass sie mit dem Lebensalter wegen
abnehmender Kräfte immer unbeweglicher werden. Das aber ist schon ein anderes
Thema.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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