10.09.13

Dosierungen

           Wir kamen beim Spaziergang mit dem Hund näher an die in leichten Nebel gehüllte Holzbrücke. Dieser Dunst bildete sich über dem Fluss und stieg langsam auf – die sich schon herbstlich einfärbende Landschaft kam immer mehr zum Vorschein, glänzte beginnend bunt in der Herbstsonne. 
         Weil wir ein wenig später als sonst unterwegs waren, kamen uns einige Hundehalter auch schon entgegen mit der Frage, weshalb wir denn heute so unpünktlich wären. Da sie alle friedliche, wenn auch kräftige Hunde frei bei sich hatten, gab es außer Beschnuppern von keinem ein Anzeichen von Aggressivität.  
           Plötzlich fühlte ich ein intensives Brennen in der linken Hand. Unter der zusammengerollten Hundeleine hatte sich eine Wespe eingenistet und mich gestochen. Den Stachel, den sie in der Haut zurück gelassen hatte, konnte ich herausziehen. Das Insekt fiel zu Boden. Wir gingen weiter – die Einstichstelle schmerzte immer intensiver. 
           Daheim wünschte ich meiner Guten etwas zu ihrem Feiertag. Denn ich hatte unterwegs erfahren, dass es der Namenstag aller Mädchen und Frauen mit Vornamen Natascha war. Sie konterte: „Wo hast du Alkoholiker am frühen Morgen schon getrunken?“ Nach Bericht mit den besten Wünschen der „Zechkumpane“, die mich zu einem Schluck Selbstgebranntem auf „unsere Nataschas“ (Tochter, Enkelin, Ehefrau) eingeladen hatten, vergab sie mir die Entgleisung. Fragte aber sofort: „Was hast du mir noch mitgebracht?“ Ich verstand nicht. „Was hast du da in der Hand?“ Meine linke Hand war außen stark angeschwollen und machte aus der Entfernung den Eindruck, als ob in ihr etwas versteckt war. 
           Es ist doch erstaunlich, welch geringe Dosierung nötig ist, um unseren Körper aus dem gesundheitlichen Gleichgewicht zu bringen. Eine meiner Verwandten ist auf diese Stiche allergisch. Wenn sie nicht unmittelbar nach einem solchen Bienen- oder Wespenstich zweckmäßige ärztliche Hilfe bekommt, kann sie unter Umständen nur auf der Intensivstation gerettet werden. Es ist nicht selten, dass Personen die Risiken solch geringer Dosen unterschätzen. 
      Mich hat einmal die Statistik verwundert: die Wahrscheinlichkeit einer Lebensmittelvergiftung liegt bei 1 zu 7 – die eines Todesfalles bei Flugzeugabsturz bei 1 zu 3.000.000! Wir können durch verdorbene Lebensmittel in unserem Kühlschrank oder im Imbiss um die Ecke viel eher umkommen als bei einem Flugzeugabsturz! Wenn man dann noch beachtet, dass dafür nur ganz winzige Mengen erforderlich sind, sollte man schon ein wenig dafür sorgen, dass im Kühlschrank nichts verschimmelt – wie ich das bei Studenten (erstaunlicher Weise in den Plasteboxen einer angehenden Ärztin…) schon gesehen habe – aber nicht nur bei denen … 
           Die kleinen Reste, welche uns vergiften können, haben einen Gegenpol. Das sind die kleinen Tabletten oder die wenigen Tropfen, welche unseren Körper veranlassen sollen, die Gifte wieder los zu werden. Selbst wenn in manchen Phasen der Behandlung wegen unserer fehlenden Voraussicht – oder Vorsicht – die Dosierungen zeitweise sehr groß sein müssen. Das ist aber schon ein anderer Post. 

Bleiben Sie recht vorsichtig und gesund!

Ihr 

Siegfried Newiger





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