Wann haben Sie letztmalig ein
Samenkorn des Leins gesehen – einen Leinsamen? Vielleicht auf der Kruste von
Leinsamenbrot, richtig? Natürlich ist es gut, wenn Sie solches Brot verzehren.
Allerdings ist fraglich, ob der mit dem Brot erhitzte Leinsamen noch so viel
seiner antioxidativen Kräfte freisetzen kann wie ein unbehandeltes Samenkorn.
Vor allem deshalb, weil Sie beim Kauen des relativ weichen Brotes
wahrscheinlich diese Körner mit ihren Zähnen nicht zermahlen haben. Wie das
erforderlich ist. Sie verschlucken die Körnchen mit dem Brotbrei, den sie im
Mund erzeugen. Hier zitiere ich deshalb aus einem früher geschriebenen Post.
Der betraf das positiv wirkende Verspeisen von Kohl.
Zitat: „Wer sich an Kohl erst zu gewöhnen beginnt, sollte mit dem mildesten Vertreter
der Familie beginnen – mit dem Blumenkohl. Er hat aber nur 43 mg Glucosinolate
je 100 g in sich. Wer mit Kohl nicht gleich weiter will, kann rohe
Brunnenkresse auf das seltene Butterbrot tun – die hat schon 95 mg
Glucosinolate je 100 g. Das ist schmackhaft und bekömmlich! König unter allen Kohlsorten
ist der Rosenkohl – er kommt auf fast das Sechsfache des Blumenkohls – 237 mg
Glucosinolate je 100 g!
Glucosinolate ist der Name
jener Molekülgruppe, welche getrennt innerhalb der Kohlpflanze in verschiedenen
Zellbereichen die Isothiocyanate und Indole enthält. Wenn nun der Kohl gut
gekaut wird, brechen diese verschiedenen Zellen auseinander. Daraufhin verbinden
sich die beiden obigen „I“ miteinander und entfalten ihre krebshemmende
Wirkung.
Wenn Sie recht intensiv gegen IHR Krebsrisiko vorgehen WOLLEN, kommt gleich der
Hammer:
ihre Aufgabe ist es, sich langsam, aber
sicher zum Verzehr von rohem Rosenkohl durchzubeißen! Das geht nur langsam
– über Kohlrabi, Radieschen, Rettich
(das sind alles Kreuzblütler), Sauerkraut – bis ins Ziel.“
Es
ist verständlich, dass das Aufbrechen der Kohlzellen deshalb effektiver
ist als das Aufspalten einzelner winziger Leinsamen. Denn die essbaren Teile
der Kohlpflanzen (und anderer Kreuzblütler) erfordern das Zerkauen – anders
geht es nicht. Was lässt sich nun zum Leinsamen sagen?
Zum echten Wert
von Leinöl: ist Ihnen bekannt, dass Lein als die Heilpflanze des Jahres
2005 ausgewählt war? Unter allen Pflanzenölen hat Leinöl den größten Anteil an
essentiellen – lebensnotwendigen, aber vom Körper nicht aufzubauenden – Omega-3-Fettsäuren. Die reagieren allerdings intensiv mit dem Sauerstoff
der Luft. Es ist also ein leicht verderblicher Stoff! Deshalb lässt sich Leinöl schlecht länger aufbewahren. Es wird rasch bitter
mit jedem Tropfen, der aus der Flasche fließt und Luft in sie hinein lässt.
Gegenaktion: nicht einen Esslöffel voll Leinöl, sondern einen halben Teelöffel voll Leinsamen mahlen und so frisch gemahlen essen! Weil die Natur vorgesorgt
hat! Sie hat die wertvollen Inhaltsstoffe im Leinsamen langfristig getrennt voneinander
verpackt – wie die beiden „I“ im Kohl. Man muss sie durch Zerkleinern „befreien“.
In einem Mörser oder einem Mixer – wenn der so geringe Mengen verarbeitet. Denn
ein halber Teelöffel voll zermahlenen
Leinsamen, nicht bitter, versorgt einen Erwachsenen mit der für einen Tag
wünschenswerten Portion Omega-3-Fettsäuren!
Zum Titel zurück. Nicht nur bei Kohlgemüse ist gründliches Kauen wichtig. Weil es die Speisen mit dem die Verdauung förderndem Speichel anreichert, gibt es dazu den Effekt, dass der Speisebrei etwas mehr wird - das Gefühl der Sättigung eher eintritt. Also etwas weniger Masse gegessen wird, was die Gewichtsregulierung positiv beeinflusst. Psychologisch kommt dazu, dass unser Gefühl längeres Essen auch mit "mehr Essen" gleichsetzt und deshalb ebenfalls für rechtzeitiges Aufhören "stimmt".
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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