03.07.13

Gründlicher kauen...

                Wann haben Sie letztmalig ein Samenkorn des Leins gesehen – einen Leinsamen? Vielleicht auf der Kruste von Leinsamenbrot, richtig? Natürlich ist es gut, wenn Sie solches Brot verzehren. Allerdings ist fraglich, ob der mit dem Brot erhitzte Leinsamen noch so viel seiner antioxidativen Kräfte freisetzen kann wie ein unbehandeltes Samenkorn. Vor allem deshalb, weil Sie beim Kauen des relativ weichen Brotes wahrscheinlich diese Körner mit ihren Zähnen nicht zermahlen haben. Wie das erforderlich ist. Sie verschlucken die Körnchen mit dem Brotbrei, den sie im Mund erzeugen. Hier zitiere ich deshalb aus einem früher geschriebenen Post. Der betraf das positiv wirkende Verspeisen von Kohl.

                Zitat: „Wer sich an Kohl erst zu gewöhnen beginnt, sollte mit dem mildesten Vertreter der Familie beginnen – mit dem Blumenkohl. Er hat aber nur 43 mg Glucosinolate je 100 g in sich. Wer mit Kohl nicht gleich weiter will, kann rohe Brunnenkresse auf das seltene Butterbrot tun – die hat schon 95 mg Glucosinolate je 100 g. Das ist schmackhaft und bekömmlich! König unter allen Kohlsorten ist der Rosenkohl – er kommt auf fast das Sechsfache des Blumenkohls – 237 mg Glucosinolate je 100 g! 
Glucosinolate ist der Name jener Molekülgruppe, welche getrennt innerhalb der Kohlpflanze in verschiedenen Zellbereichen die Isothiocyanate und Indole enthält. Wenn nun der Kohl gut gekaut wird, brechen diese verschiedenen Zellen auseinander. Daraufhin verbinden sich die beiden obigen „I“ miteinander und entfalten ihre krebshemmende Wirkung.
Wenn Sie recht intensiv gegen   IHR   Krebsrisiko vorgehen WOLLEN, kommt gleich der Hammer:
ihre Aufgabe ist es, sich langsam, aber sicher zum Verzehr von rohem Rosenkohl durchzubeißen! Das geht nur langsam –  über Kohlrabi, Radieschen, Rettich (das sind alles Kreuzblütler), Sauerkraut – bis ins Ziel.“
                Es ist verständlich, dass das Aufbrechen der Kohlzellen deshalb effektiver ist als das Aufspalten einzelner winziger Leinsamen. Denn die essbaren Teile der Kohlpflanzen (und anderer Kreuzblütler) erfordern das Zerkauen – anders geht es nicht. Was lässt sich nun zum Leinsamen sagen?

Zum echten Wert von Leinöl: ist Ihnen bekannt, dass Lein als die Heilpflanze des Jahres 2005 ausgewählt war? Unter allen Pflanzenölen hat Leinöl den größten Anteil an essentiellen –  lebensnotwendigen, aber vom Körper nicht aufzubauenden – Omega-3-Fettsäuren. Die reagieren allerdings intensiv mit dem Sauerstoff der Luft. Es ist also ein leicht verderblicher Stoff! Deshalb lässt sich Leinöl schlecht länger aufbewahren. Es wird rasch bitter mit jedem Tropfen, der aus der Flasche fließt und Luft in sie hinein lässt.  
Gegenaktion: nicht einen Esslöffel voll Leinöl, sondern einen halben Teelöffel voll Leinsamen mahlen und so frisch gemahlen essen! Weil die Natur vorgesorgt hat! Sie hat die wertvollen Inhaltsstoffe im Leinsamen langfristig getrennt voneinander verpackt – wie die beiden „I“ im Kohl. Man muss sie durch Zerkleinern „befreien“. In einem Mörser oder einem Mixer – wenn der so geringe Mengen verarbeitet. Denn  ein halber Teelöffel voll zermahlenen Leinsamen, nicht bitter, versorgt einen Erwachsenen mit der für einen Tag wünschenswerten Portion Omega-3-Fettsäuren!

Zum Titel zurück. Nicht nur bei Kohlgemüse ist gründliches Kauen wichtig. Weil es die Speisen mit dem die Verdauung förderndem Speichel anreichert, gibt es dazu den Effekt, dass der Speisebrei etwas mehr wird - das Gefühl der Sättigung eher eintritt. Also etwas weniger Masse gegessen wird, was die Gewichtsregulierung positiv beeinflusst. Psychologisch kommt dazu, dass unser Gefühl längeres Essen auch  mit "mehr Essen" gleichsetzt und deshalb ebenfalls für rechtzeitiges Aufhören "stimmt". 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr

Siegfried Newiger






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