22.07.13

Nur Beispiel?

                Es war unser letzter Tag auf der Krim. Die Entscheidung war am Vortag getroffen worden: wir gehen Schwimmen. Genauer: wir fahren an das etwa 80 km entfernte Schwarze Meer. An die östlich von Feodosija gelegene große Bucht. Auf dem Wege nach Kertsch. Dort hatte unser Gastgeber meine Frau Natascha schon vor zwei Tagen am späten Nachmittag ins Wasser begleitet. Allerdings hatte ich meine Elastikhosen gegen die Thrombophlebitis an und war nicht zu überreden gewesen, diese auszuziehen und den beiden zu folgen. Denn meine Gute hatte auch die Badehosen für mich nicht eingepackt. Dem nicht allzu pingeligen ukrainischen und vor allem auch russischen Publikum wollte ich aber meine einfachen Slips dennoch nicht vorführen…

                Ljuba hatte einige stichhaltige Gründe, uns nicht zu begleiten – so waren wir nur zu dritt. Wie hier üblich, mit einem umfangreichen Lebensmittelpaket ausgerüstet. Dazu drei Wasserflaschen, eine fast voll Eis. Draußen um die 30 Grad im Schatten. Um der Bitte meiner Eheliebsten nachzukommen, hatte ich entgegen der ärztlichen Empfehlung die Elastikhosen ausgezogen, also auch etwas riskiert.
Als wir am Wasser angekommen waren, kam Wind auf. Nur ein wenig – aber die Oberfläche der See kräuselte sich sichtbar. Das Meer heißt wohl das „Schwarze“, aber das angenehm kühle Wasser war erstaunlich klar. Auch war es – nach dem typischen ungewollten Schluck zu urteilen – milder salzig als andere bisher besuchte Meere. Obwohl mein Oberkörper durch die ständige Bewegung an frischer Luft zu den Morgenspaziergängen mit dem Hund normal gebräunt ist, stachen die von der Elastikstrumpfhose gegen Sonnenlicht geschützten Beine durch ihre Blässe fast unanständig davon ab. Das tat dem Schwimmvergnügen keinen Abbruch.
Am Ufer bauten wir dann den Sonnenschirm auf. Ich wollte kein Risiko eingehen, denn Sonnenschutzcreme hatten wir nicht mitgenommen. Mit rot gerösteter schmerzender Haut an den Beinen wollte ich die Heimfahrt nicht antreten. Immerhin rund 750 km im Auto. Also setzte ich mich unter den Sonnenschirm.
Natascha tat das, was sie am Meer immer tut – trotz meiner Warnung und meinem Beispiel. Sich auf eine Decke ausbreiten und – „braten“. Ich habe es aufgegeben, sie zu warnen. Sie hat allen Grund, die Empfehlungen der Kardiologen zu beherzigen. Aber: mir macht das nichts! Das typische uneinsichtige Verhalten auch anderer Mitbürger…

Der Wind wurde stärker – es kamen Wolken auf. Die Ausfahrten auf den rasch geschleppten „Bananen“ wurden eingestellt. Dafür kamen die mit ihren Halbschirmen geschleppten Surfer zu Wasser. Als wir beiden Männer im Wasser waren, nahm der Wind unseren Schirm mit und hatte ihn fix zerstört. Wir aßen noch rasch bei inzwischen zunehmender Sonneneinstrahlung etwas zu Mittag – danach zog ich mich ins Auto zurück. Anatolij hatte sein Ausharren am Strand mit einem Sonnenbrand auf der Nase bezahlt. Mit Natascha wurde das allerdings unangenehmer. Um 3 Uhr nachts wachte sie auf und konnte nicht mehr einschlafen. Das vor dem Weg nach Hause! Da ich nicht mehr ans Steuer gelassen werde – schöne Aussichten!

Wir sind daheim – gesund und auch munter.
Nur: beim nächsten Urlaub am Meer werde ich wieder laut werden. Nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen. Das macht es nicht immer. Aber auch Sonnenschutzcreme nicht vergessen.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







                

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