Weil es ein wesentliches Problem scheint, die Kunden ständig über den ganzen Tag mit frischem (warmem?) Brot zu versorgen, wird ähnlich wie bei anderen Lebensmitteln eine große Menge des "täglich Brot" ebenso täglich entsorgt. Teilweise zu Billigpreisen am nächsten Morgen verkauft - irgendwie schämt man sich dessen. Manches auch für die Tafeln gespendet, an denen sich die Armen unserer Gesellschaft speisen lassen müssen.
Da kam jemand eine Idee. Lasst uns das Brot doch "aufbacken" - als Beimischung zu so genanntem frischem Brot. So gut es angeblich schmeckt - so schlecht ist bei genauer Betrachtung dieser Ausweg in die Sackgasse. Denn das "aufgemischte" Brot mit den Krümeln von gestern und vorgestern lässt sich nur dreimal verwerten. Dann bäckt nichts mehr so richtig. Also wird doch entsorgt - mit Verzögerung, zusätzlicher Verschwendung von Energie (Transport vom Verkauf zurück zum Erzeuger, Zerkrümeln, Untermischen, erneut Backen - wovon noch mehr Inhaltsstoffe vernichtet werden...) und schlechtem Gewissen?
Wo ist die eigentlich besonders vernünftige Lösung?
Man könnte zu den Mehlsorten der Vergangenheit zurückkehren - und damit auch zu den Essgewohnheiten. Das Mehl für unser täglich Brot wird gegenwärtig so extrem ausgemahlen, dass in ihm so gut wie keine der für unsere Ernährung wichtigen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Selbst das Vollkornbrot ist gegenwärtig minderwertig, vergleicht man es mit jenem von vor noch nur 50 Jahren. Mit mehr Anteilen des vollen Weizen- oder Roggenkornes könnte aus der Ernte eines Jahres ohne Probleme überall sowohl mehr als auch gesünderes Brot gebacken werden. Wir könnten weniger aus dem Topf "Resourcen" entnehmen. Für die echt Hungrigen in aller Welt zu günstigeren Preisen mehr übriglassen.
Anders gesagt: die von wem auch immer hochgezüchteten Anforderungen an das Brot von heute mit der irreführenden Bezeichnung "Marktbedarf" oder ähnlich sind eindeutig überzogen. Es geht hier nicht um Krümel, sondern nur in Deutschland um Hunderttausende von Tonnen Brot jährlich! Es ist bei gutem Willen - der anerzogen werden kann - möglich, den Brotverkauf von Frischware bis zum Mittag einzuschränken. Damit sich auch die fleißigen Nachtarbeiter Bäcker erholen können. Den anderen, besonders eigenwilligen Kunden ließe sich eingefrorenes Brot anbieten - zum Aufwärmen in der Mikrowelle. Nach gewisser Zeit würde sich der Verbrauch einpegeln.
Die PISA-Besten Europas in Finnland haben für ihre Brotversorgung ein Modell entwickelt, das natürlich ihrem Bildungsstand entspricht. Die Hauptmenge kaufen finnische Hausfrauen und -männer bei ihren Stammgeschäften ein. Bestellen das Brot dort. Bekommen es auch. Das bringt Kundenbindung! "Laufkundschaft" ist für das Produkt vernachlässigbar, wird aber erfahrungsgemäß eingerechnet. Deshalb sind die Restmengen im Laden extrem gering.
Wann werden wir wenigstens so weit sein?
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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