Bei den orthodoxen Slawen gibt es einmal im Jahr, am 19. Januar, den Tag der Wasserweihe (wodokreschtshenie). Die religiöse Komponente besteht in der Überlieferung, dass an diesem Tag Jesus im Jordan getauft wurde. Die Fernsehbilder aus der Gegend dort untermalen das. Auch dort betende Badende. Wer glaubt, wird selig - heißt es. Das muss ich mangels Gegenbeweis gelten lassen.
Die Wasserweihe geht - Frost vorausgesetzt - so vor sich, dass ein kreuzförmiges Eisloch aus dem Eis eines Gewässers herausgeschlagen wird, in welches nach den Zeremonien der Priester die gläubigen Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder steigen und, sich bekreuzigend, dreifach untertauchen oder zumindest bis an die Kinnpartie eintauchen.
Aus geweihten Brunnen wird an diesem Tag Wasser geschöpft oder es wird Quellwasser in Gefäßen in der Kirche geweiht. Dieses Wasser soll wohltätige, heilende Wirkung haben. Meine Schwiegermutter bewahrte eine Flasche voll solchen Wassers ein Jahr lang auf, um zu zeigen, dass es "nicht schlecht geworden war". Ein unsinniges Beispiel. Mit dem Kommentar: "Frisch wie am ersten Tag!" Als ich versuchte, meiner Schwiegermutter die Begründung zu liefern: bei Kälte entnommen, Inhalt an gelösten Stoffe deshalb extrem gering, bakterielle Belastung im unteren Grenzbereich - bekam ich einiges zu hören...
Dieses Wasser soll angeblich die Gesundheit kräftigen. Zur Abhärtung - mit Gottes Segen dazu. Die ganze Sache habe ich mir einmal angesehen. Es ist ein Spektakel - ähnlich dem Weihnachtsmarkt, der auch anläßlich eines religiösen Ereignisses veranstaltet wird. Mit aktiven Teilnehmern, Zuschauern und Hilfskräften (Handtuch- und Bekleidungshalter und weitere...). Weil der überwiegende Teil der Teilnehmer sich diesen Spass einmal im Jahr leistet, hat die Gesundheit davon absolut nichts. Wer sich abhärten will, macht das bewusst durch tägliche Kaltwassergüsse, Auswahl seiner leichten Bekleidung, andere prophylaktische Handlungen. Und ist so auch ohne Segen gesund.
Viele andere Anwender, welche das Wasser trinken oder vor allem Kleinkinder damit die Gesichter einreiben, die es aber schon aufgegeben haben mir die Anwendung zu loben, sehe ich regelmäßig in Polikliniken und Apotheken wandern. Ist wohl nicht das Allheilmittel, das geweihte Wasser.
Aber es scheint hier zu sein wie häufig im Leben - Worte und Taten gehen auseinander. Am deutlichsten kam das für mich in einem Kommentar zum Ausdruck: "Mit viel schädlichem Wodka auf die Gesundheit trinken - aber das Trinkwasser filtern."
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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