18.08.13

Ist Upgrade erforderlich?

Weil der gesamte Gastbeitrag meines Freundes Valentin recht lang ist, wird sein Artikel zur „Demenz“ in Fortsetzungen hier erscheinen. Dann ist er „besser verdaulich“. Wie sagen die Franzosen: „Nur Wahrheit schmerzt.“                 

Upgrade ist erforderlich!
Sie sind zur Zeit klug, abgesichert, erfolgreich und gesund. Vielleicht haben Sie zumindest eine junge Seele. Ihnen scheint, dass mit Ihnen absolut nichts passieren kann. Oder kaum etwas, denn Sie tun alles dafür, sich gegen allerlei Unannehmlichkeiten abzusichern. Allerdings sollten Sie sich vorsehen! Es gibt etwas, was Sie nicht voraussehen. Das Unheil heißt Demenz. Sie befällt alle jene, welche jahrelang vergessen, ein Upgrade des eigenen wichtigen Computers zu machen – seines Verstandes. Eine Empfehlung: lesen Sie, um vorzubeugen, Folgendes besonders aufmerksam. 

Was ist das in ihrem Alter! 
Demenz. Allgemein gesagt: was geht die Sie an? Und die wird auch nie ihre Familie betreffen. Allerdings ist das alles nicht so sonnig wie es scheint.
Der Akademiker Bechterew, welcher sein ganzes Leben der Hirnforschung geweiht hatte, bemerkte einmal, dass das große Glück, auf seinem Lebensweg seinen Verstand nicht einzubüßen und mit diesem zu sterben, nur 20 % der Menschen gegeben ist. Die restlichen werden leider mit dem Alter zu bösen oder naiven, altersschwachen Personen, welche für ihre erwachsenen Kinder und Enkel meist eine Last sind. 80 % - das sind weit mehr, als nach der seelenlosen Statistik an Krebs erkranken, an der Parkisonschen Krankheit oder die wegen ihrer spröden Knochen ans Bett gefesselt sind. Um zu den glücklicheren 20 % zu gehören, ist jetzt schon Fleiß an sich selbst angesagt.

Arbeiten Sie!
Der bekannte sowjetische Lyriker Sabolotzkij fand ein universales Rezept der gesunden Lebensweise, das, wie wir wissen, alle Schüler der Mittelschule auswendig zu lernen hatten. Ja, der bekannte Vierzeiler: „Lass deine Seele faul nie werden, nie nur Wasser im Mörser zerreiben, sie ist zum Arbeiten verpflichtet, hat tags und nachts aktiv zu bleiben.“ Sachlich gesehen beginnen alle mit den Jahren faul zu werden. Es ist ein Paradox – wir arbeiten in der Jugend viel mit dem Ziel, im Alter keine Probleme zu haben. Allerdings passiert das Gegenteil. Je ruhiger wir werden und je mehr Erholung wir anstreben, umso mehr schaden wir uns selbst. Dazu schleicht sich das Unheil auch noch unbemerkt heran. „Horror! Stehe ich hier in dem Lädchen und begreife, dass ich nicht einmal mehr zwei dreistellige Zahlen addieren kann.“ – so erzählt sehr emotional eine elegante Dame ihren Gesprächspartnern am Tisch in einem jordanischen Hotel. Die Dame ist Hauptbuchhalterin.
Nur – seit rund zwanzig Jahren sind alle ihre Konten im Computer eingegeben, ihr eigenes Geld hat sie zu zählen aufgehört, weil sie auf die Anzeigen des Kassenautomaten schaut und mit Geldkarte bezahlt. Aber wo ist in einem orientalischen Markt eine Kasse? Und wieviel sind 225 plus 162?
Wir bemitleiden uns
Was? Ich – zwei Haltestellen zu Fuß?“ Mit den Jahren vergessen wir nach und nach Fitness und Trainingsgeräte, jede andere körperliche und geistige Belastung. Unsere Anspruchsniveau sinkt auf banales „schmackhaft essen – ausreichend schlafen“. Einfach formuliert: die Sorge um das tägliche Brot ist verschwunden. Die intellektuelle Arbeit endet beim Raten von Kreuzworträtseln. Dafür wachsen Ansprüche an und Vorwürfe gegen andere: „Ich habe viele Schwierigkeiten gemeistert. Jetzt tummele du dich mal.“ Natürlich drücken die Lasten der Vergangenheit, die nicht immer einfach war. Mit dieser Veränderung steigt der Anteil meist sehr kategorischer Einschätzungen. Die Verärgerung über etwas Unverständnis verwandelt sich in die Ablehnung der Wirklichkeit. Ohne das selbst zu bemerken, verdummt der Mensch, verwandelt sich in einen kleinen Tyrannen, vergrößert so die Kluft zwischen sich und der ihn umgebenden Welt. Wird feindlich, taub und blind gegenüber den Bemühungen der Nächsten. Verliert seine physische und intellektuelle Form. Dann leidet sein Gedächtnis, seine Denkfähigkeit. Schrittweise entfernt sich der Mensch aus der realen Welt, schafft seine eigene, nicht selten grausame, feindliche, krankhaft fantastische Welt, aus welcher jeder, der mit ihm in Berührung kommt, so rasch und weit wie irgend möglich entfliehen möchte – wohin ihn die Augen auch führen, nur weg.

Wir sehen uns wieder auf diesem Blog.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






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