Weil der gesamte Gastbeitrag meines Freundes
Valentin recht lang ist, wird sein Artikel zur „Demenz“ in Fortsetzungen hier
erscheinen. Dann ist er „besser verdaulich“. Wie sagen die Franzosen: „Nur
Wahrheit schmerzt.“
Upgrade ist erforderlich!
Sie sind zur Zeit klug, abgesichert, erfolgreich und
gesund. Vielleicht haben Sie zumindest eine junge Seele. Ihnen scheint, dass
mit Ihnen absolut nichts passieren kann. Oder kaum etwas, denn Sie tun alles
dafür, sich gegen allerlei Unannehmlichkeiten abzusichern. Allerdings sollten Sie sich vorsehen! Es gibt etwas, was Sie nicht voraussehen. Das Unheil heißt – Demenz. Sie befällt
alle jene, welche jahrelang vergessen, ein Upgrade des eigenen wichtigen
Computers zu machen – seines Verstandes. Eine Empfehlung: lesen Sie, um
vorzubeugen, Folgendes besonders aufmerksam.
Was ist das in ihrem Alter!
Demenz. Allgemein gesagt: was geht die Sie an? Und die wird auch nie ihre Familie betreffen. Allerdings ist
das alles nicht so sonnig wie es scheint.
Der
Akademiker Bechterew, welcher sein ganzes Leben der Hirnforschung geweiht
hatte, bemerkte einmal, dass das große Glück, auf seinem Lebensweg seinen
Verstand nicht einzubüßen und mit diesem zu sterben, nur 20 % der Menschen
gegeben ist. Die restlichen werden leider mit dem Alter zu bösen oder naiven, altersschwachen
Personen, welche für ihre erwachsenen Kinder und Enkel meist eine Last sind. 80
% - das sind weit mehr, als nach der seelenlosen Statistik an Krebs erkranken,
an der Parkisonschen Krankheit oder die wegen ihrer spröden Knochen ans Bett
gefesselt sind. Um zu den glücklicheren 20 % zu gehören, ist jetzt schon Fleiß an
sich selbst angesagt.
Arbeiten Sie!
Der bekannte
sowjetische Lyriker Sabolotzkij fand ein universales Rezept der gesunden
Lebensweise, das, wie wir wissen, alle Schüler der Mittelschule auswendig zu
lernen hatten. Ja, der bekannte Vierzeiler: „Lass deine Seele faul nie werden,
nie nur Wasser im Mörser zerreiben, sie ist zum Arbeiten verpflichtet, hat tags
und nachts aktiv zu bleiben.“ Sachlich gesehen beginnen alle mit den Jahren
faul zu werden. Es ist ein Paradox – wir arbeiten in der Jugend viel mit dem
Ziel, im Alter keine Probleme zu haben. Allerdings passiert das Gegenteil. Je
ruhiger wir werden und je mehr Erholung wir anstreben, umso mehr schaden wir
uns selbst. Dazu schleicht sich das Unheil auch noch unbemerkt heran. „Horror! Stehe ich hier in dem Lädchen und begreife, dass ich
nicht einmal mehr zwei dreistellige Zahlen addieren kann.“ – so erzählt sehr
emotional eine elegante Dame ihren Gesprächspartnern am Tisch in einem jordanischen
Hotel. Die Dame ist Hauptbuchhalterin.
Nur –
seit rund zwanzig Jahren sind alle ihre Konten im Computer eingegeben, ihr
eigenes Geld hat sie zu zählen aufgehört, weil sie auf die Anzeigen des
Kassenautomaten schaut und mit Geldkarte bezahlt. Aber wo ist in einem orientalischen
Markt eine Kasse? Und wieviel sind 225 plus 162?
Wir bemitleiden uns.
„Was? Ich – zwei Haltestellen zu Fuß?“ Mit
den Jahren vergessen wir nach und nach Fitness und Trainingsgeräte, jede andere
körperliche und geistige Belastung. Unsere Anspruchsniveau sinkt auf banales „schmackhaft
essen – ausreichend schlafen“. Einfach formuliert: die Sorge um das tägliche
Brot ist verschwunden. Die intellektuelle Arbeit endet beim Raten von Kreuzworträtseln.
Dafür wachsen Ansprüche an und Vorwürfe gegen andere: „Ich habe viele Schwierigkeiten
gemeistert. Jetzt tummele du dich mal.“ Natürlich drücken die Lasten der
Vergangenheit, die nicht immer einfach war. Mit dieser Veränderung steigt der Anteil
meist sehr kategorischer Einschätzungen. Die Verärgerung über etwas Unverständnis
verwandelt sich in die Ablehnung der Wirklichkeit. Ohne das selbst zu bemerken,
verdummt der Mensch, verwandelt sich in einen kleinen Tyrannen, vergrößert so
die Kluft zwischen sich und der ihn umgebenden Welt. Wird feindlich, taub und
blind gegenüber den Bemühungen der Nächsten. Verliert seine physische und intellektuelle Form. Dann leidet sein Gedächtnis, seine
Denkfähigkeit. Schrittweise entfernt sich der Mensch aus der realen Welt,
schafft seine eigene, nicht selten grausame, feindliche, krankhaft fantastische
Welt, aus welcher jeder, der mit ihm in Berührung kommt, so rasch und weit wie
irgend möglich entfliehen möchte – wohin ihn die Augen auch führen, nur weg.
Wir sehen uns wieder auf diesem Blog.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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